Aufbackbrötchen. Das sind Brötchen für Leute, die am Wochenende nix gebacken kriegen oder, je nach Betrachtung, einfach alles richtig machen. Denn wie heißt es so schön im Alten Testament? Am siebten Tage sollst du ruhen. Wer kann, pennt, bis ihn der knurrende Magen rausruft oder die prallgefüllte Beckʼs-Gold-Blase. Ist man einmal auf, muss man auch frühstücken. In einigen Haushalten stellt sich dann die Frage: „Noch zum Bäcker oder habe ich noch was zum Aufbacken in der Truhe?“ Entscheidend ist aber auch das Gesicht, welches einem im Badezimmerspiegel begegnet. Fühlt man sich zu aufgedunsen und hässlich, reichen auch noch die letzten drei Scheiben Brot im Haus – also falls es keine Aufbackbrötchen mehr geben sollte.

Ich gebe zu, bei mir sind diese Zeiten so gut wie vorbei. Der Bäcker ist direkt um die Ecke und die Schönheit eines frischen Brötchens ist schon um einiges verführerischer als diese zu Teig gewordenen Nacktmulle. Meine Eitelkeit verliere ich sowieso mit zunehmendem Alter; mit Betonung auf „zunehmend“. Man könnte diese Aufbackbrötchen aber auch als traurige Brötchen für traurige Menschen bezeichnen. Mit diesen kann man sich eine Zeitlang von seinen Mitmenschen fernhalten. Dann muss man sich nicht neben fürsorgliche Väter und ihre quengelnden Kinder stellen, die mit ihrem speichelweichen, noch gelenklosen Finger über die Auslagescheibe rutschen und sagen: „Will das da, Papa. Das da.“ Dann muss man sich nicht noch einen schönen Restsonntag wünschen lassen, welcher sich somit erst recht wie ein angekokeltes Kalenderblatt anfühlt.

Mit seinen Aufbackbrötchen kann man zusammen traurig sein. Man zieht sie aus der Tüte wie übergroße Seniorenhoden, in denen noch ein leichter Puls fühlbar scheint. Mit dem Backofen bringt man langsam Farbe ins Spiel. Das Licht im Ofen wird zum eigenen. Fast scheint es so, als würde man seine Seele ein wenig mit aufwärmen.
Meist macht man auf diese Brötchen Marmelade drauf, für den Hauch Optimismus, den man noch in sich trägt, aus Liebe zu irgendwas, irgendwem. Denn Wurst auf so einem Brötchen würde drei Tote bedeuten; das Brötchen, die Wurst und man selbst.
So lasst mich zum Schluss noch eines sagen. Wer kein Brot im Haus hat, dem sollte man Toast spenden.

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