Das Aachen-Düsseldorfer Ambient-Pop-Duo aus Ernst Wawra und Asu Jung, vormals Yalcindag, hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens einen Namen in der Nische der melancholisch angehauchten Downbeat-Sounds gemacht. Es hat ein wenig gedauert, genauer gesagt rund 15 Jahre, bis nun ein neues Alphawezen-Album das Licht der Welt erblickt.

Der erste Longplayer  L’Après-midi d’un Microphone, erschienen 2001 und die Singles Gai Soleil und Into the Stars gaben die Richtung vor: Verträumte Vocals von Asu zu elektronischen Beats und flächigen arrangierten Chords, die zwischen warm-anheimelnd und frostig-kühl changieren. 2004 erschien dann En Passant und 2007 das dritte Album Comme Vous Voulez, beide wie auch das Debüt auf dem Label Mole Listening Pearls. Auf diesen Alben entwickelten Alphawezen ihr Sound-Universum weiter, ergänzten es durch sparsame Breakbeat- und Electro-Elemente und bauten ihre internationale Fangemeinde aus. Speed of Light etwa kann auf Spotify bislang stolze knapp zwei Millionen Abrufe verbuchen, das Video dazu, ein Spaziergang von Asu im benachbarten Lüttich, kommt bei YouTube auf rund 400.000 Views.

Anderthalb Jahrzehnte lang beschränkte sich der Output auf gelegentliche Singles und EPs — etwa mit Gastsängerinnen Verena Johann und Soetkin Elbers — sowie die 2009 erschienene Remix- und Edit-Compilation Snow/Glow, auf der unter anderem Nightmares on Wax und The Timewriter Tracks von Alphawezen veredelten.

Cover-Artwork: Crolla & Lowis

 

Jetzt ist heute am 3. November 2023 nach langer Longplayer-Pause das vierte Album erschienen. Es hört auf den Namen Source und ist erneut auf Mole beheimatet. Das Song- und Sound-Spektrum hat sich sanft und organisch weiterentwickelt, ohne harte Brüche zu den vorangegangenen Werken und ohne sich zu weit von der Alphawezen-Trademark-Rezeptur zu entfernen. Diese besteht nach wie vor aus der Melange von farbigen Pop-Melodielinien, eingebettet in mal panoramabreite, mal pulsierende, mal dezent an der Wasseroberfläche entlangsegelnde Synthie-Arrangements. Dazu gesellen sich die Vocals von Asu, deren Stimme sich kaum verändert hat und zwischen dunkel-samtig-weich und hell-glockenklar oszilliert. Die ein Dutzend Tracks verströmen eine angenehm melancholische Grundchromatik, die recht gut in den anbrechenden Herbst passt, ohne sich dabei in allzu düstere Gefilde zu verirren. Alphawezen bleiben nach wie vor zugänglich, manchmal catchy und können sich das Label „Pop“ selbstbewusst an die Brust heften. Viele kleine Zutaten varrieren dabei die einzelnen Songs – rund die Hälfte davon reine Instrumentaltracks. Der Opener Decision beginnt die Reise mit Understatement, eine langsame Bahnfahrt hinaus ins freie Gelände, wo acid-funkelnde Soundstrahlen den Weg säumen. Run ist dann ein klassischer Alphawezen-Vocal-Track, in dem alle Zutaten fein abgestimmt sind – und war die zweite Auskopplung aus dem Album. Auf Santuria gibt eine Messerspitze spanischer Flamenco-Gitarre ein leicht südländisches Flair, And You Know steuert mit ein wenig polargekühlter Elektronik in die entgegengesetzte geographische Richtung. Easy ist der wohl extrovertierteste Track des Albums und ein fast schon euphorisch-hymnisches Opus. Obwohl eindeutig als Alphawezen-Track identifizierbar ist hier vielleicht am ehesten eine Reminiszenz an zeitgenössiche Popsounds herauszuhören, wobei die dort zahlreich lauernden Fettnäpfchen elegant umschifft werden. Goodbye, das letzte Stück, verabschiedet sich höflich mit einem rund fünfminütigen warmen, ambienten Soundmaelstrom, der nachglüht wie ein Kaminfeuer.
Ein rundes Album, das sich in das bisherige Alphawezen-Œuvre fast nahtlost einreiht und hier und da ein paar neue klangliche Akzente setzt.

Ebenso rar wie mit ihren Veröffentlichungen machen sich Alphawezen auf der Bühne – wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass sie sowieso nie zu exzessiven Welttourneen geneigt haben, um es vorsichtlich zu formulieren. Umso erfreulicher also, dass sie aus Anlass des Album-Releases eines ihrer seltenen Konzerte spielen – am Samstag, den 11.11.2023 um 19:30 Uhr in der Raststätte. Den Afterparty-Nachtisch steuert Andy Tex Jones bei.

Source ist ab heute auf diversen Streaming-Platformen (Spotify, Apple Music, Bandcamp) verfügbar und ab Ende November auch als Doppel-12″ Vinyl, das auf Bandcamp vorbestellt werden kann.

alphawesen.de

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