Mit der elften Ausgabe der BIP in Lüttich, der „Biennale de l’image possible“ (Biennale des möglichen Bildes), macht unsere Nachbarstadt an der Maas einmal mehr deutlich, dass sie im Bereich der bildenden Kunst mittlerweile in einer eigenen Liga spielt. In acht einzelnen Themenblöcken, jeweils einem eigenen Veranstaltungsgort zugeteilt, formulieren rund 40 internationale Teilnehmer ihre individuellen Standpunkte im Bereich der künstlerischen Fotografie.

Im vor zwei Jahren eröffneten Museum La Boverie, dem Hauptquartier der Biennale, ist unter dem Label „Fluo Noir“ ein Ensemble von Künstlern zugange, denen laut offiziellem Text eine gewisse Lust an der Destruktion, dem Chaos, der Katastrophe zugesprochen wird. Viviane Sassen aus Amsterdam beleuchtet den afrikanischen Kontinent, in dem sie mehrere Jahre gelebt hat. Die aus Lüttich stammende und in Brüssel lebende Laeticia Bica zeigt Werke ihres Langzeitprojekts CREAM, das sie mit behinderten Künstlern realisiert hat. David de Beyter aus Frankreich komponiert aus Fotografie, Collage und Video „skulpturale Kadaver“, das Echo einer Menschheit, die ihre eigenen Ruinen produziert, während sie sich dem Vergnügen hingibt. Eva L’Hoest, die in der Videowerkstatt der Akademie der Schönen Künste in Lüttich ausgebildet wurde, kombiniert für die BIP 2018 Virtual Reality und 3D-Druck zu einer Analyse des Morbiden, das im Herzen des Virtuellen enthalten ist. Im Spannungsfeld zwischen Virtualität, 3D-Videoinstallation und der Analyse von Verführungsmechanismen digitaler Massenmedien arbeitet der in Korea geborene und in Chicago lebende Yaloo. Sein extravagantes Patchwork-Durcheinander greift Codes der Mainstream-Medienromantik in phantasmagorischer Form wieder auf.

Im Centre Culturel Les Chiroux heißt das Stichwort „Ultra Normal“. Sieben junge Fotografen der renommiertesten belgischen Fotoschulen präsentieren Arbeiten, die sie als Gegenentwurf, als Echo auf „Fluo Noir“ verstanden wissen wollen. Der Puls einer Generation im Werden, wie es auf der Website steht. Hier mischen sich Vergänglichkeit, Übergangszustände, kritische Neuerfindung und (Wissenschafts-)Fiktion.

Die Galerie Space gibt dem Künstler Michael Dans und der jungen Kuratorin Pauline Salinas unter dem Label „Pussy“ eine Carte blanche zu einer Ausstellung, die ein ganz besonderes Lebewesen dieses Planeten in den Mittelpunkt stellt: Es verführt Menschen, verzückt Omas und junge YouTuberinnen gleichermaßen und verstopft die Timelines sämtlich Social-Media-Kanäle auf der ganzen Welt: die Katze. Eine Hommage an ihren unabhängigen Geist, ihren Individualismus und das fotogene Äußere, aber auch das Wilde, Ungezähmte. Somit ist CatContent™ endgültig im musealen Kontext der Hochkultur angekommen – und das sei den arroganten, flauschigen Vierbeinern auch vollkommen gegönnt.

Die BIP Liège läuft vom 17. Februar bis zum 1. April 2018.
„Fluo Noir“ in der Boverie ist mittwochs bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, alle anderen Ausstellungen donnerstags bis sonntags von 13:00 bis 18:00 Uhr. Mit Ausnahme der „Fluo Noir“ ist der Eintritt kostenlos, in der Boverie kostet das Ticket 10 Euro und ermöglicht den mehrmaligen Besuch während der gesamten Dauer der BIP.
bip-liege.org

Ähnlich wie Düsseldorf Photo beherbergt die BIP auch ein Fotobuch-Festival, welches am 17. und 18. März in der Boverie stattfindet. Der Eintritt ist kostenlos.
liegephotobookfestival.be

Foto oben: Viviane Sassen: Belladonna, 2010

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