Wenn Bauwerke oder Denkmale am ursprünglichen Standort abgebaut und woanders wieder aufgebaut werden, nennt der Fachmann das translozieren. Es gibt in Aachen eine Reihe von Beispielen. Eines davon ist der Seepferdchenbrunnen. Seine Schale mit einem Durchmesser von mehr als drei Metern und einer kleinen Horde wasserspeiender Seepferdchen in der Mitte schmückte seit 1953 die Rotunde des nach schweren, kriegsbedingten Schäden wieder neu aufgebauten Elisenbrunnens. Leider erwies sich das Material der Brunnenschale als nicht besonders resistent gegen das mineralisierte Thermalwasser aus der 180 Meter entfernten Kaiserquelle. Deshalb wurde der Seepferdchenbrunnen 1971 gegen die zwei Becken aus afrikanischem Granit ausgetauscht, die man heute dort vorfindet. Die Seepferdchen speien seitdem in Burtscheid an der Kapellenstraße, wo sie leider vergleichsweise wenig zur Geltung kommen.

Aus ähnlichen Gründen kommt auch ein anderer Brunnen kaum noch zur Geltung. Der Tritonenbrunnen. Das monumentale Objekt stellt den Meeresgott Triton dar, der über einem mächtigen Bassin thront. Nachdem der Rheinische Bahnhof 1902 abgerissen und der neue Hauptbahnhof 1905 eingeweiht worden war, wurde der Tritonenbrunnen im Jahre 1906 einem Kriegerdenkmal beigefügt, das schon seit 1872 auf dem Bahnhofsvorplatz stand, um es im Halbrund gegen den Bahnhof abzuschließen. Brunnen und Denkmal wurden 1923 transloziert. Während das Denkmal an die Monheimsallee versetzt und 1942 eingeschmolzen wurde, verlagerte man den Brunnen an die Kaiser-Friedrich-Allee. Dort steht er immer noch, nun ohne sein Denkmal und ohne seinen Bahnhof, dafür aber gespeist vom Wasser der Pau. Das scheint allerdings des Öfteren nicht zu fließen. Triton sitzt jedenfalls meist auf dem Trockenen.

Wenn man sich nicht zufällig an die obere Kaiser-Friedrich-Allee verirrt, findet man den Tritonenbrunnen – trotz seiner wirklich imposanten Größe – erst gar nicht. Da die Pau unmittelbar hinter dem Bassin wieder kanalisiert ist, gibt es keinen erkennbaren Bezug zum etwas nördlich gelegenen Hangeweiher, in den sie mündet. Direkt am Weiher wäre der Brunnen jedoch ein echtes Schmuckstück, und ein exponierter Platz wäre seiner würdig. Wir beantragen eine sofortige erneute Versetzung, auch, um das Werk seines Schöpfers Carl Burger zu würdigen, von dem so prominente Werke wie der Neptunbrunnen in der Elisabethhalle und der Wehrhafte Schmied in der Jakobstraße stammen.

Der erste urkundlich erwähnte Guaita war ein Pomeranzenjunge. So bezeichnete man im siebzehnten Jahrhundert die aus Oberitalien eingewanderten Südfrüchtehändler. Die Familie stammte vom Comer See und wurde zunächst in Frankfurt am Main heimisch. Aus Köln kommend ließ sich der aus einem Nebenzweig der Frankfurter Familie stammende Martin Paul von Guaita zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Nadelfabrikant in Aachen nieder. Einige seiner zehn Kinder bekleideten später in Aachen hochrangige Ämter. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich die Familie einen bedeutenden Wohlstand erarbeitet und besaß in der Rosstraße eine Häuserzeile, zu der auch eine Rokoko-Treppenanlage aus poliertem Blaustein gehörte. In einigen Quellen wird sie Jakob Couven um 1780 zugeschrieben, in anderen seinem Vater Johann Joseph Couven um 1750.

Die Häuser an der Rosstraße wurden 1905 niedergelegt. Nur die Treppenanlage wanderte als einziges Überbleibsel in den Stadtgarten hinter das Neue Kurhaus, wo sie von Gartendirektor Weßberge in die Neuanlage des Kurparks integriert wurde. In späteren Jahren ging man nicht sehr nett mit ihr um. In der Nachkriegszeit gingen Teile verloren, das Umfeld wurde nach und nach zurückgebaut und die Brunnenschale (ebenfalls aus poliertem Blaustein) wurde lange als Pflanzgefäß in einem Beet verwendet. Heute steht die Treppe ziemlich isoliert in der Landschaft herum. Traurig. Immerhin, sie zeugt von einer einflussreichen Aachener Familie, deren Grabstätten man auf dem Ostfriedhof findet, und wir wissen jetzt endlich, wie die Guaitastraße zu ihrem Namen kam.
Text & Fotos: Eckhard Heck

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