Vor drei Monaten entstand die Idee, innerhalb der letzten zweieinhalb Wochen wurde aus dem abrissreifen Parkhaus Büchel eine der urbansten Adressen der Stadt – zumindest für ein Wochenende. Zahlreiche Streetartkünstler belebten die Betonwände das Parkhauses inmitten des Stadtzentrums. Auf dem Parkdeck mit Blick auf den Dom wurde eine Bühne aufgebaut. Kurz vor Verstaltungsstart geben Till (Muna Musiknetzwerk Aachen), Tobias Schäfer (Einklang Metakollektiv) und Michael Gerst (Getting Up Foundation) Einblick in das Projekt.

Till ist gerade mit seinen Mitstreiter/innen dabei, letzte Handgriffe an der Bühne anzulegen. In der letzten Nacht hat er hier übernachtet, um das Equipment vor Diebstahl zu schützen. Es regnet. Ein weiterer Pavillon wird aufgestellt, um die Anlage zu schützen. Vielleicht nicht das beste Wetter für das Fest auf dem Parkdeck, andererseits aber vielleicht doch, schließlich sollen gar nicht zu viele Menschen den Ort stürmen, denn es kann nur 150 Personen zeitgleich Einlass gewährt werden, auch wenn man sich vorstellen kann, dass sich hier hunderte von Partygästen tummeln könnten – indes Corona machts unmöglich. Heute noch wurde die Zahl von 170 auf 150 Gäste reduziert, erzählt Tobias Schäfer, der PARKING:ART maßgeblich betreut hat.

Im Juni hatte das Kollektiv Einklang, das sich nach der Krachparade gebildet hat, die Idee, bei der Stadt anzufragen, ob eine Kunstaktion mit Bühnenprogramm denkbar sei. Vor einem Monat kam das Go, dann drängte die Zeit. Auflagen mussten abgesprochen werden – so wurde die erste Idee verworfen, Leinwände mit Kunst aufzustellen – der Brandschutz! Aber kaum war die Katze aus dem Sack und es war publik geworden, dass Künstler das Parkhaus gestalten können meldeten sich Aktive im Minutentakt. Michael Gerst, Aachener Kopf der Getting-Up-Foundation, übernahm die Koordination. Im Rückblick hätte er sich mehr Zeit gewünscht, um besser kuratieren zu können, doch auch so ist eine interessante Ausstellung auf den Wänden aller Parkdecks entstanden. Michael Gerst konnte zwei Malerbetriebe gewinnen, die Farbreste spendeten, er fungierte als Aufpasser und Organisator rund um die Uhr und nahm in den letzten zweieinhalb Wochen sogar ganze sechs Kilo ab, so anstrengend gestaltete sich die Arbeit.
Wie überall, wo etwas Neues entsteht, standen auch erzürnte Nachbarn auf der Matte, die sich wahlweise über Farbgeruch oder Lärm durch Bauarbeiten beschwerten. Denn just während der Aufbauarbeiten begannen Arbeiter der Stadt, Bohrungen vorzunehmen, bohrten dabei auch Löcher in ein Kunstwerk. Michael und Tobias mussten beschwichtigen und schlichten.

Und dann gab es ja auch noch Corona, hier galt es, Sicherheitskonzepte auf den Weg zu bringen. So wird es nicht möglich sein, Alkohol auszuschenken. Geringe Mengen können die Besuchenden jedoch selber mitbringen (Achtung: Es gibt keine Toilette). Im Parkhaus herrscht Maskenpflicht, auf dem Deck kann die Mund-Nasen-Bedeckung abgenommen werden. Wer es sich leisten kann, legt bitte eine Spende von 5 Euro in den entsprechenden Topf.
Geöffnet ist am 3. und 4. Oktober 2020 von 14:15 bis 22 Uhr. Es gibt Infostände, etwas zu Essen, alkoholfreie Getränke, Mitmachaktionen, Streetart und Musik.

Ob es nach dem Wochenende weitergeht und es Besuchstermine gibt, ist noch offen. Die Resonanz seitens der Künstler war enorm, von dieser Seite wünscht man sich, dass es weitergeht, an diesem oder an einem ähnlichen Ort in der Stadt, denn die Tage des Parkhauses sind gezählt. Der Abriss soll 2021 beginnen (Infos der Stadt zum Büchel: buechel-aachen.de)

Fotos: Birgit Franchy

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