Aachen: Klimawerkstatt im Frankenberger Park


Foto: Janneke Wergen

„Komm rein, mach mit!“ steht in großen Buchstaben auf einem Holzschild im Frankenberger Park. Es soll vorbeilaufende Passanten einladen, kurz zu verweilen und ins Gespräch zu kommen, doch wirklich nötig ist die Aufforderung gar nicht, da die kleine Zeltanlage direkt neben der Frankenburg eh schon viele neugierige Blicke auf sich zieht.

Seit dem 18. Juli findet dort die Klimawerkstatt statt. Für insgesamt einen Monat soll die Parkwiese zu einem Begegnungs- und Vernetzungsort für Themen wie Klimakrise und Artensterben werden. Zum Programm gehören neben dem Camping auch Vorträge, Filmvorführungen und Kulturangebote, besonders im Fokus steht aber der soziale Austausch. Cersten Frank und die weiteren Mitglieder der Planungsgruppe hoffen, mit diesem Projekt Menschen erreichen und einen Diskurs in der Gesellschaft anregen zu können.

In Deutschland gibt es derzeit über 20 Klimacamps in verschiedenen Städten, da hat sich Aachen auch gerade als Heimatstadt von Armin Laschet als idealer Standort für ein weiteres angeboten. Dass es nun der Frankenberger Park geworden ist, liegt besonders an der geeigneten Umgebung. Vor zwei Jahren gab es dort bereits ein etwas kleineres, unangemeldetes Camp, bei dem die Teilnehmer sehr viel Unterstützung und positive Resonanz aus dem Viertel bekommen haben. Daher ging man davon aus, dass auch ein größeres Camp gut ankommen würde. Cersten Frank ist dennoch begeistert über das bisherige Feedback: „Es gibt selten eine freie Minute, da fast immer jemand vorne steht und interessiert nach dem Projekt fragt.“

Abgesehen von dem direkten Austausch mit Passanten gibt es aber auch weitere Programmpunkte. Begonnen wird der Tag um 8 Uhr mit einer Meditation und Morgensport, und um 18 Uhr findet entweder eine Diskussion, ein Vortrag oder ein Seminar mit bestimmten Themenschwerpunkten statt. Bisher gab es beispielsweise Gesprächsrunden zu Fragen wie „Was ist Wissenschaft?“ mit einem Experten von Scientists for Future und „Was ist Macht und Einfluss?“ oder ein Seminar über gewaltfreie Kommunikation. Dabei hat auch die aktuelle Hochwasserlage für einige Programmumstellungen gesorgt; spontan gab es diverse Austauschrunden rund um das Thema „Klimakatastrophe vor der eigenen Haustür“, bei dem betroffene Personen von ihren Erlebnissen berichten konnten.

Jeden Sonntag findet außerdem ein veganer Brunch mit anschließendem Programm statt, zu dem jeder herzlich eingeladen ist. Generell freuen sich die Verantwortlichen aber durchgehend über neugierige und motivierte Leute, die einfach nachfragen, ein Gespräch anfangen oder bei den einzelnen Aktionen mitmachen wollen.

Derzeit besteht der Kreis der aktiven Teilnehmer aus circa 15 Menschen, die Anzahl ist in den letzten Tagen aber immer weiter gewachsen und mehr und mehr Passanten tragen sich in die Namensliste ein, um ihre Hilfe anzubieten. Ob Anwohner, die ihr Badezimmer für eine Dusche zur Verfügung stellen, Experten, die einen Workshop im Kultur- oder Informationsbereich anbieten wollen, oder Leute, die einfach gerne mitbasteln, werkeln oder sogar zelten – die Unterstützung der Klimawerkstatt ist groß. Dabei soll die Werkstatt nicht nur ein Ort für physische Projekte (beispielsweise Upcycling oder Komposttoilette) sein, sondern auch als Plattform für andere Klimabewegungen gelten.

Die Verpflegung der Campteilnehmer findet über Foodsharing statt, bei dem es um die Wiederverwertung von Lebensmitteln zweiter Wahl geht, die sonst von Supermärkten aussortiert und entsorgt werden würden. Ansonsten ist eine kleine Verteilerstation für Essen aufgebaut, geplant ist außerdem eine Pflanzenbörse zum gegenseitigen Austausch. Die Anzahl der Camper ändert sich ständig, mindestens eine Person muss durchgehend vor Ort sein, aber bisher haben noch nicht mehr als fünf bis sechs Personen tatsächlich mitgezeltet. Besonders am Wochenende ist eben im Frankenberger Park viel los, da lohnen sich Kopfhörer und Ohrstöpsel schon sehr, meint Cersten Frank.

Letztendlich soll das Camp nach dem einen Monat aber nicht einfach enden und in Vergessenheit geraten. Geplant ist, danach weiterzuziehen, besonders auch zu Standorten, an denen bisher eventuell eher wenig politischer Austausch stattfindet oder wo die Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit höher wäre. Cersten Frank sieht die momentane Zeit gerade auch im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf als Möglichkeit für einen positiven Umbruch und hofft, dies im Camp gut vermitteln zu können, indem eine optimistische Atmosphäre geschaffen wird. Schließlich meint er: „Es geht nicht nur darum, das Schlimme zu verhindern, sondern auch darum, die Gelegenheit zu nutzen, um etwas Besseres daraus zu machen.“

Infos zum täglichen Programm gibt’s hier: instagram.com/klimawerkstatt_ac

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