Bus-Effekt und Suicide Bus – der Bus im Film


Das Thema „letzter Bus / letzte Haltestelle“ hat ja etwas vom metaphysischen Übergang in eine andere Welt, wiewohl es auch eine nur allzu reelle Panik vor dem Verpassen spiegelt, was mir schon des Öfteren passiert ist, vor allem auch bei Zügen. Auf Film bezogen, fielen mir dazu konkret erst einmal zwei Szenen ein und nicht direkt komplette Filme.
In Jacques Tourneurs Klassiker „Cat People“ (1942) wurde der letzte Bus gleich zur Blaupause einer seitdem aus dem Horrorgenre nicht mehr wegzudenkenden Schreck-Strategie: Als eine junge Frau sich auf dem Weg durch den Central Park zur Bushaltestelle von einer Raubkatze verfolgt wähnt, fährt der Bus urplötzlich mit enormem Krach ins Bild und lässt den Zuschauer hochschrecken – der hier erfundene Effekt wird seitdem auch Bus-Effekt genannt, auch wenn es später hauptsächlich plötzlich irgendwo herausspringende Katzen oder im Bildhintergrund erscheinende Gestalten waren, die in Einheit mit der Tonspur für ein Zusammenzucken sorgten. Die andere Szene stammt aus dem wohl schönsten Animationsfilm von Hayao Miyazaki, „Mein Nachbar Totoro“ (1988). In dieser Szene freundet sich ein einsames Mädchen mit einem riesigen Waldgeist an und steht mit ihm zusammen bei starkem Regen an der Bushaltestelle. Zum Dahinschmelzen.

Ein letzter Bus im übertragenen Sinn ist Thema des ebenfalls japanischen „Suicide Bus“ (1998): Hier hat eine Gruppe verschuldeter Geschäftsmänner die Idee, gemeinsam Selbstmord zu begehen, das Ganze aber als Unfall auf einer Urlaubsreise zu tarnen, damit ihre Familien die Lebensversicherungen kassieren können. Dummerweise ist einer von ihnen aber schon so geistig umnachtet, dass er das Busticket seiner jungen lebensfrohen Nichte schenkt, die die anderen Fahrgäste dann reichlich aus der Fassung bringt. Man kann sich in etwa vorstellen, wie die Geschichte weitergeht, aber das Ende des Films zieht einem ziemlich die Socken aus. Eins von vielen Beispielen herzerwärmender Tragikomödien mit liebevoll ausgearbeiteten Figuren und schwarzem Humor, wie sie wohl nur in Japan entstehen können. Leider wie viele andere tolle Filme dieser Richtung in Deutschland nie erschienen, dieser Bus wurde dann wohl verpasst.

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