Aachens GastroWelt von A bis Z

Wo war früher Aachens Kneipenmeile Nr. 1 in Aachen? Was hat es mit dem Kettenfett auf sich? War war Lennet Kann eigentlich? Und was stand auf dem Schild, das an der Theke im Hauptquartier hing? Antworten hier in der inoffiziellen Aachener Kneipedia, der semi-nostalgischen Wissensdatenbank rund um Pils, Peppie und Popstadl.

A9 | In der Antoniusstraße lässt und ließ man üblicherweise kein Geld für Getränke. Aachens bekannteste Bordellmeile hat schließlich genug anderes gegen Bares zu bieten. Dennoch hielt sich in der Antoniusstraße 9 lange eine Kneipe, das A9, die trotz vollkommen überhöhter Preise immer gerammelt voll war. Grund dafür war, dass man hier nicht nur für die Bewirtung bezahlte, sondern für seine Taler auch was fürs Auge bekam. Denn die Damen aus dem Haus schauten hier oft in „Berufskleidung“ vorbei, beispielsweise um Geld zu wechseln.

Aachener Exportbier Brauerei Dittmann & Sauerländer | Eine gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Rothe Erde gegründete Brauerei, die Bier braute, das ausschließlich für den Export vorgesehen war und über die Häfen an der niederländischen Küste weltweit verschifft wurde.

Adam & Eve | → siehe VIP

Ansprache, die | In Kneipen kann man auch etwas lernen! Den Jugendschutz nahm Charly (→ siehe auch Scheuerpulver, das) von Charlys Leierkasten ernst und verband ihn gleich noch mit einem Bildungsauftrag. Um 22:00 Uhr hielt er immer eine Ansprache zu einem Thema aus dem Gebiet der Geschichte – das Fach hatte er studiert – danach schmiss er alle unter 16 aus dem Laden.

Applaus, der | Spielstättenprogrammpreis der Bundesregierung, mit dem das langfristige Engagement für die Livemusik-Szene honoriert werden soll. Armin Burke vom Dumont hat den Preis für seine langjährige Jazzkonzert-Reihe zweimal (2014/15) erhalten.

Bananenweizen, das | Der Legende nach ein Lieblingsgetränk vor allem von Maschinenbaustudenten.

Beats of Love | Name eines Stücks der belgischen Formation Nacht und Nebel, das Mitte der 80er oft im Roxy, einem kleinen Club am Hirschgraben, lief. Wer heute das Wild Rover an gleicher Stelle betritt, kann sich ob des vermeintlich authentisch irischen Interieurs gar nicht vorstellen, dass das Lokal vor rund 30 Jahren ein klassischer New-Wave-Club im Neon-Style war. Auf den Turntables lagen Platten von Liaisons Dangereuses, Soft Cell, Ministry, The Cure, Human League, Heaven 17, Tom Tom Club, Talking Heads und, und, und. Einer der DJs, die dort regelmäßig auflegten, war Rolf, der sich nicht nur durch tadellosen Musikgeschmack und gepflegte Arroganz, damals ein unverzichtbares Feature im Nachtleben, auszeichnete, sondern auch durch kleidungstechnischen Nonkonformismus: Zur roten Hose trug er oft ein orangefarbenes Hemd, beim vorherrschenden Dresscode, der eher eine Farbpalette von Schwarz bis maximal Anthrazit als Standard vorsah, durchaus ein Statement.

Bermudadreieck, das | Hat sich im Laufe der Zeit als recht zutreffende Umschreibung für Aachens Kneipenmeile Nr. 1, die Pontstraße, durchgesetzt.

Bier, belgisches | Sie entsprechen nicht dem Reinheitsgebot und Obst ist wahrscheinlich noch das Harmloseste, was in ihnen verarbeitet wird, aber vielleicht gerade deshalb schielt der Aachener neiderfüllt auf die Vielfalt belgischer Brauereierzeugnisse. Vollkommen verdient stehen sie seit kurzem auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Belgiens.

Bierfront, die | Die Bierfront ist weder die Vorderseite einer Bierflasche noch eine Großwetterlage. Es ist auch keine Partei und die Bezeichnung steht nicht für eine kulinarische Grenze, wie etwa der Weißwurstäquator. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Aachener Printerzeugnis im A3-Format, das zwischen 1982 und 2008 unregelmäßig erschien und maßgeblich dazu diente, die Ansichten des Exzentrikers und Impresarios Frank Buchholz, alias Papst Pest, zu publizieren. Im Rückblick ist das Fanzine gestalterisch und inhaltlich eine Perle des Selfpublishing und des Gonzo-Journalismus.

Borkum | Nordseeinsel, von der Franz Weniger, Gründer und langjähriger Patron des Insulaners (daher der Name) im Herzen des Frankenberger Viertels stammt.

Borsta | Name eines kleinen Stoffschweinchens. Es lebte in der Hosentasche von Harald Mingers, dem Gründer des Aachener Filmhauses, und durfte auch immer aus seinem Glas oder dem seiner Gesprächspartner trinken oder ihnen Küsschen geben – und das, obwohl es schon lange nichtmehr sauberpink, sondern schmutziggrau war.
Mingers war als Filmkoryphäe bekannt und bestritt bereits Filmvorführungen in diversen Etablissements (Hauptquartier, Raststätte, Autonomes Zentrum) außerhalb des regulären Kinobetriebs, als der Begriff Pop-up-Cinema noch gar nicht erfunden war. Harald Mingers starb im April 2015 und Borsta wurde zusammen mit seinem Leichnam im Krematorium in Kerkrade eingeäschert.

Bruchbude | Ein ab 1971/72 kurzzeitig existierendes Lokal an der Neupforte. Es wurde von zwei Kellnern gegründet, die vorher in der Kiste und im Scotch Club gearbeitet hatten. Die Bruchbude war eine ebensolche, die ohne finanzielle Mittel installiert wurde und damals noch im „Niemandsland“ und zu weit weg von den gastronomischen Epizentren Aachens lag, sodass sich nur wenig Publikum dorthin verirrte. Nachdem einer der Teilhaber ausstieg, hielt sich die Bruchbude nicht mehr lange. Im Hinterhaus wurde zeitweise in der Bude eines gewissen Tupamaro gehaust, der in vielen Erzählungen aus der Zeit auftaucht und eine schillernde Gestalt gewesen sein muss. Leider ist die Erinnerung der noch lebenden Zeitzeugen in Bezug auf manche Details getrübt. Was genau mit diesen Details zu tun haben könnte.

Calle aus Cham | Ein Oberpfälzer in Aachen, der auf der Antoniusstraße als „Vermieter“ des Hauses 23 zum großen Geld kam. Mit einem Teil davon unterstützte er die lokale Künstlerschaft durch regelmäßige Ankäufe. Wenn Calle im Café Kreta in der Schildstraße 5 auftauchte, hatte er immer etliche Scheine in der Tasche und beglückte einen der dort verkehrenden und ausstellenden Künstler mit einem großzügig bemessenen Sümmchen. So führte der der kunstsinnige Strizzi die Erträge aus den Niederungen des horizontalen Gewerbes wieder der Hochkultur zu.

Charlys Leierkasten | → siehe Scheuerpulver, das, → siehe Ansprache, die

Club Charlot | Um den Elisenbrunnen und die anschließenden Gräben herum war von jeher viel los. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war hier das mondäne Café Vaterland und nebenan das Bavaria-Kino. Ab den späten 1950ern bis in die 1970er Jahre steppte so richtig der Bär. Außer in den legendären Scotch Club und die Femina Bar über der Nuellens-Passage ging man ins Köpi am Graben oder ins Le Bistro, das von den Brüdern Karl und Will Kranenpohl (dem einarmigen Fremdenlegionär und Initiator der „kleinen Galerie“ an der Monheimsallee) geführt wurde. Dort im Keller befand sich der Club Charlot, an dessen Hintereingang Vater Kranenpohl Tischreservierungen entgegennahm. Während sich vor den Lokalen zur Peterstraße hin damals noch eine Brache erstreckte, wo wild geparkt wurde, konnte man nach hinten heraus über eine Treppe die Mefferdatisstraße erreichen und hatte es dann nicht mehr weit bis zur Antoniusstraße.

Diana | Neben dem Movie-Kino in der Heinrichsallee, nach dem diese Publikation seinerzeit benannt wurde, war das Diana in den 1980er Jahren das von Cineasten präferierte Filmtheater. Das Movie ist heute ein Pornokino und das Diana (Eckenberger Straße in Burtscheid) hat schon lange den Abspielbetrieb eingestellt. Beide Orte sind im kollektiven Gedächtnis vieler Aachener fest verankert. Nicht zuletzt, weil man dort nicht nur gute Filme sehen konnte, sondern auch ein gepflegtes Bier bekam und die Belegschaft nach der letzten Vorstellung in den einschlägigen Kneipen wiedertraf. Jörg Binder, langjähriger Theaterleiter des Diana, hat es sogar später selbst zum Kneipier gebracht und in der Reihstraße das Aoxomoxoa eröffnet.

Dizzy Gillespie | Jazzmusiker und Wegbereiter des Bebop Anfang der 1940. Bebop war der lange Jahre der Name der Kneipe in der Südstraße, die danach Parkside hieß und heute als Hotel Europa, das kuschelige Retro-Wohnzimmer des Viertels, bekannt ist.

Els, der | Wermutlastiger Kräuterschnaps aus der Eifel, der in diversen Aachener Kneipen serviert wird.

Europasaufen, das | Ein in den 90ern von gelangweilten Trinksportlern erfundenes „Format“, das als Ersatz- oder Ergänzungsdisziplin zum Adalbertsteinwegsaufen praktiziert wurde. Während man bei letzterem einfach versucht, den A-Weg hinauf in so vielen Kneipen wie möglich einzukehren, ging es beim Europasaufen darum, Kneipen aus allen europäischen Mitgliedstaaten aufzusuchen und dort das Nationalgetränk zu konsumieren. Ouzo, Grappa, Raki und Jägermeister stellten logistisch kein Problem dar und man konnte eine ziemlich lückenlose Europareise antreten. Mit der EU-Osterweiterung 2004 verlor das Ganze aber seinen Charme.

Flachbildschirm, der | Zu den mittlerweile unverzichtbaren Accessoires einer Gaststätte gehören seit einigen Jahren auch riesige Flatscreen-Fernseher, und nur Kulturpessimisten würden an dieser Stelle einwerfen wollen, dass das Programm, das darauf läuft, mindestens genauso flach geworden ist. Nun muss man in diesem Fall zur Verteidigung der Wirte sagen, dass es sich in den meisten Fällen, bei denen in Kneipen der Fernseher eingeschaltet wird, um ein eher rundes Vergnügen handelt. Wir reden von Fußball. Abgesehen von den sehr wenigen speziellen Sportkneipen mit Sky-Lizenz, die 24/7 auch Randsportarten wie Murmelweitspucken oder Hallenhalma übertragen, wird der Löwenanteil der Gastro-TVs dann eingeschaltet, wenn ein Turnier läuft. Und so verdeutlicht die zweijährige Zeitspanne zwischen Fußball-EM und Fußball-WM immer sehr anschaulich, wie von Turnier zu Turnier die Fernseher noch größer, noch flacher und noch billiger werden. Nur eckig sind sie nach wie vor – denn da muss das Runde schließlich rein.

Flipper, der | Kinderserie der 1960er über einen Delphin oder bunt blinkendes Spielgerät mit Metallkugel. Letzteres früher oft genutztes Kneipen-Accessoire, zum Beispiel im Hauptquartier (→ siehe Maria hilf) oder Dumont (→ siehe Nicht an die Apparat fassen).

Formel 1 | Willibert „Willi“ Kauhsen, gelernter Spediteur, begann 1963 seine Karriere als Rennfahrer und war zwischen 1972 und 1979 Besitzer des Motorsportteams Willi Kauhsen Racing Team, das er in der Saison 1979 in die Formel 1 führte. Selbst unter Rennsportenthusiasten ist das Team Kauhsen heute kaum noch bekannt. Kauhsen war gern gesehener Gast im Bit Am Graben (Holzgraben), bis es zum Streit zwischen Willi und dem Inhaber kam. Der Rennfahrer zog samt Entourage ins Le Bistro am Dahmengraben weiter, um die Erfolge seiner Equipe fortan dort zu feiern. Später betrieb er mehrere Kneipen, so zum Beispiel das Köpi neben dem Bavaria-Kino und das Pimm’s in der Peterstraße. Trotz einiger Erfolge hielt der Motorsport für Kauhsen nicht, was er sich davon versprochen hatte. 1979 verkaufte er seine Wagen und seine Infrastruktur an einen italienischen Rennstall. Seine Formel-1-Zeit bezeichnete er später als die größte Enttäuschung seines Lebens.

 

Fresko, das | Deckenmalerei im Allgemeinen, im konkreten Fall ein Gemälde im Stil von Michelangelo, das eine Zeit lang die Decke über der Theke in der Tangente schmückte. Man munkelt, auch die damalige Inhaberin sei darauf verewigt gewesen.

Frosch, der | Mixgetränk mit Gummifrosch (Die WG, → siehe auch Schweinebingo, das)

Gesellschaftsspiel, das | Wer es in einer Kneipe eher etwas zuhausiger haben möchte, greift gerne zur Spielkiste. Mensch ärgere Dich nicht, Schach, Mikado oder Monopoly funktionieren auch ohne WLAN und sind zudem kostenlos an der Theke erhältlich. Während sich allerdings bei den allermeisten Kneipen die Auswahl auf maximal ein Skatspiel und Kniffelbecher beschränkt, gibt es aktuell zwei Läden, die eine deutlich größere Auswahl bieten: Kuckucksnest und Meisenfrei.

Hangeweiher | Trüber Tümpel im Aachener Westen. Beliebtes Ausflugsziel nebst Freibad. Letzteres war in den 70ern nächtens ein bevorzugter Ort zum unerlaubten Abfeiern. Eine der Disziplinen neben Auf-der-Liegewiese-Vögeln: Schauspringen mit besoffenem Kopp.

Intensivstation | Mitte der 1990er Jahre, zeitlich zwischen Xanadou und Aoxomoxoa, befand sich in der Reihstraße 15 die Intensivstation. Wenn im Hauptquartier die Rollläden runtergingen, wanderten die noch Anwesenden meist geschlossen in die „I-Station“, und wenn dort Kehraus war, zogen die letzten Mohikaner in den Club Voltaire am Steffensplatz. Die sogenannte HIV-Tour war in den 90ern ein stehender Begriff und für den ein oder anderen das Synonym für Abendgestaltung.

Internationaler Aachener Freundschaftspreis mit ganzen Nüssen | Eine 2017 initiierte Ehrung, die Aachenern zuteilwird, die das kulturelle Leben der Stadt in besonderer Weise geprägt haben. Im Gegensatz zu den mannigfaltigen Preisen, mit denen die Stadt ihre Bürger oder auch Auswärtige beglückt (Karlspreis, Orden wider den tierischen Ernst et al.), kommt dieser nicht aus dem Rathaus, sondern wird von Aachenern an Aachener verliehen. Erste Preisträgerin war Runi Förster, die 1969 die Jazzkneipe „Bei Runi“ an der Rennbahn eröffnete. In den kommenden Jahrzehnten wurde der Laden zu einer Institution mit großer Strahlkraft in die Aachener Musikszene und neben dem Malteserkeller die wichtigste Adresse für zeitgenössischen Jazz. An der Rennbahn 1 befindet sich heute die Grotesque Absinth-Bar.

Jakobshof | Thomas Jurisch, ehemals Mitbesitzer der Rotation in der Pontstraße, eröffnete 1987 den Jakobshof in der Stromgasse 31. Der Saal erinnerte mit einem umlaufenden Rang und der Bühne an Venues aus einer anderen Zeit und war prädestiniert für Konzerte und Partys mittlerer Größe. Außerdem gab es eine Restauration im gleichen Gebäude. Diverse Jazzgrößen gaben sich im Jakobshof ein Stelldichein. Bis heute legendär ist der erste Northern-Soul-Allnighter, der hier vom Tam-Tam-Plattenladen ausgerichtet wurde.

Jakobstraße | Um die Jakobstraße herum gab es mehrere Brauereigrundstücke. Auch im Haus mit der Hausnummer 18, das von jeher den Namen „Zum güldenen Verken“ (zum goldenen Schwein) trug, residierte bis 1881 eine Brauerei und danach eine Selterswasserfabrik. 1897 zog das Marianneninstitut, eine Entbindungsstation für arme Wöchnerinnen, ein. Die Schweine sind immer noch da. Also nicht die Wöchnerinnen, sondern die „Verken“, nach denen das Haus benannt ist. Man findet sie über dem Eingangsportal.

Kegelbahn, die | In den 1950er Jahren bis weit in die 1980er diente sie einer durchaus beliebten Freizeitbeschäftigung in Kneipen und bürgerlichen Gaststätten. Mittlerweile ist sie bis auf wenige Exemplare (zum Beispiel dem Café & Bar zuhause in der Sandkaulstraße, das sogar mit einer Turnierkegelbahn aufwarten kann) aus dem Gas-tronomieleben verschwunden. Früher gab es sie noch im Kalymnos (heute Frankenberger Hof), der Keglerzentrale oder im Jakobshof (→ siehe Jakobshof).

Kettenfett, das | Mixgetränk mit Lakritze, gab es im Hauptquartier bei Dieter und heute noch bei Herbert Senden im Schlüsselloch.

Kinderbier, das | Wenn man im Domkeller ein Kinderbier bestellt, bekommt man ein Nullzweier. Oder man bekommt ein Kinderbier, wenn man ein Nullzweier bestellt. Es wird entweder so genannt, weil es eben nicht gerade groß ist oder weil man ob der geringen Füllmenge den Trinker verunglimpfen will, der noch nicht erwachsen genug für ein „richtiges“ Bier ist. Jedenfalls ist der Begriff einzigartig und nicht zu verwechseln mit dem Kölner Stössje, dem Dortmunder Stößchen oder dem Hannoveraner Tönnchen, obwohl die auch alle sehr klein sind (0,1 bis 0,18 Liter).

Kiosk, der | Ausgabestelle für Alkoholika und andere lebensnotwendige Dinge, vor allem nach Ladenschluss häufig frequentiert und zum Ärger vieler Gastronomen eine günstige Konkurrenz zu ihren Läden. Allerdings ohne Musik, Toiletten, Service.

Kopfsülz, das | Ehemalige Metzgerei und frühere Kneipe von Udo Mays, Patron vom Hotel Europa (→ siehe Dizzy Gillespie) schräg gegenüber in der Südstraße.

Köppelchen, das | Aachener Bezeichnung für ein Herrengedeck. Ein Pils und ein Korn.

Leck mich am PIPAPO | Ulli Pesch, später Betreiber der Burg Wilhelmstein, spielte in den späten 70ern zusammen mit Wendelin Haverkamp in der Aachener Band Switch. Sie tummelten sich gerne im Aachener Nachtleben und schrieben zusammen den Kneipensong „Leck mich am PIPAPO“. Der Text ist nicht übermittelt. Worum es geht, kann man sich allerdings grob vorstellen.

Lennet Kann | → siehe van Kann, Leonard

Maria hilf | Das kleine schwarze Kästchen, in dem eine müde Funzel die Worte „Maria hilf“ illuminierte, stammte mutmaßlich aus einem katholischen Kapellchen und landete wohl irgendwann auf einem Flohmarkt, bevor es seinen Platz über der Theke im Hauptquartier (Promenadenstraße/Ecke Gasborn) fand, hinter dem sie leibhaftig stand, Maria, die Patronin und Anlass ungezählter feuchter Träume. Es soll leicht erregbare Zeitgenossen gegeben haben, die es nicht beim Träumen beließen, sondern mehr oder weniger ungeniert vor der Theke Hand anlegten, um sich zu erleichtern. Wennʼs hilft.

Mexikaner, der |Kurzer, der sich seit einiger Zeit im Frankenberger Viertel ausbreitet (und nicht nur dort), etwa im Dumont (→ siehe Nicht an die Apparat fassen) oder im LolaParoli.

Milchkaffee, der | Wer Milchkaffee sagt, der muss auch Domkeller (mmh, lecker, mit Kakaopulver!), Café Kittel oder Molkerei sagen.

Milchshake, der | Trendgetränk in den 80ern, und nein, da kam kein Alkohol rein. Wirklich nur Milch und Früchte, geschüttelt und nicht gerührt. Wie auch generell in dieser Zeit einrichtungs- und klamottentechnisch die 50er Jahre wiederauferstanden waren – mit ironischen Zitaten an die Adenauer-Ära, Nierentischen, Tütenlampen und Clubsesseln, aber ohne das rückwärtsgewandte Gesellschaftsbild dieser Zeit. Ein Laden, der diesen Style besonders verinnerlicht hatte, war das Raumfrisch, vormals Vanilla (!) in der Sandkaulstraße. Pastellfarbenes Wirtschaftswunder-Interieur, milchiges Licht und als Drink der Wahl dazu spät in der Nacht – ein Bananenshake.

Montagskonzerte, die | Livemusik im Domkeller (→ siehe Kinderbier, das)

Mosaik, das | Ein paar Jahre, bevor der Club Voltaire von Kurt Jansen übernommen wurde, und kurz nach seiner Vergangenheit als Rotlichtabsteige war der kleine Laden in der Friedrichstraße eher ein Nachtcafé, denn auf der kleinen erhöhten Fläche, wo heute getanzt wird, standen ein paar Tische und Stühle, wo man angeregt diskutierend die Nacht beenden konnte. An der Stirnwand war flächendeckend ein riesiges Wandmosaik angebracht, eine Arbeit des Aachener Künstlers Manfred Sukrow, damaliger Geschäftsführer des Voltaire, der zusammen mit seinem Team einen radikalen Kurswechsel sowohl in puncto Innengestaltung als auch Publikum einläutete. Mildes, warmes Licht, nicht zu grell, cremefarbene Töne an den Wänden, Schalen voll Obst auf der Theke und New-Wave-Klänge aus den Lautsprechern. Ende 1983 eröffnet, hielt sich das Voltaire in seiner ursprünglichen Form nur ein paar Jahre, 1986 wurden die Wände deutlich dunkler (mit den gerahmten Postern von Enki Bilal), die Sitzfläche wurde zur Tanzfläche und das Mosaik war verschwunden.

Musse Nüsschen haben | „Zur Barbarossamauer“ war eine Kneipe mit einer dicken Wirtin und Josef, dem unfreundlichsten Kellner der Stadt. Es war die einzige Kneipe mit einem sprechenden Papagei auf der Theke. Er sagte immer: „Musse Nüsschen haben.“ Die Wirtin zum Papagei: „Alter Esel.“ Und der Papagei zur Wirtin: „Alte Pflaume.“ (Erinnerung von Ulli Pesch)

Neue Liebe | Der Lange Turm war ein Wehrturm und Teil der äußeren Stadtmauer. 1300 bis 1350 errichtet, ist er einer der letzten noch existierenden Türme der Stadtbefestigung. Er steht zwischen Turmstraße und Junkerstraße. Ein Stück weiter südlich, an der Ecke Maastrichter Straße, war ein Lokal gleichen Namens, das nachweislich 1988 bereits in Neue Liebe umbenannt worden war. Obwohl es nicht über eine Nachtlizenz verfügte, wurde dort oft bis in die frühen Morgenstunden gezecht. Dann betrat man das Lokal konspirativ durch eine Seitentür.

Nicht an die Apparat fassen | Bewacht vom Schäferhund stand in Dumontʼs Taverne ein altes Dampfradio. In der Kneipe mit Nachtlizenz in der Zollernstraße regierte von 1957 bis ca. 1984 die legendäre Madame Dumont. Sie schlief oft in ihrem Sessel, aber wenn jemand den Sender an ihrem Radio verstellen wollte, erwachte sie sofort, um dies zu unterbinden. Bis in die frühen Morgenstunden wurden Sauerbraten und Schnitzel serviert, woran sich insbesondere die Kellner diverser anderer Lokale erinnern, die hier nach ihrer Schicht einkehrten. Ab und an gab jemand eine Jonglageeinlage. Ob es sich dabei um einen Kellner oder vielleicht um Herrn Dumont handelte, ist nicht eindeutig zu klären. Man weiß zumindest, dass Herr Dumont aus dem Theater- oder Artistenmilieu stammte. An den Vornamen der Madame kann sich auch niemand erinnern. Sie war einfach Madame Dumont.

Notaufnahme | Schild am Toilettenbereich der Intensivstation (später Aoxomoxoa).

Null | Nicht etwa die Bezeichnung für jemanden, der nach durchzechter Nacht die Leistungsfähigkeit verloren hat, sondern von ca. 1964 bis ca. 1973 eine legendäre Kneipe in der Mörgensstraße. Damals Keimzelle der alternativen Musik- und Kunstszene.

Ocean | Name einer Jazzrock-Band, die am 10. März 1977 im Malteserkeller auftrat. An den Vocals ein gewisser Herbert Grönemeyer.

Olympique Marseille | Verein, bei dem der frühere Fußballspieler und jetzige Schauspieler, der Franzose Éric Cantona, Ende der 80er unter Vertrag war. Daher stammt der Name der Bar Cantona (und nicht, wie der Spruch auf dem Fenster suggerieren könnte, von einem spanischen Fischerort).

Opa, der | Opa wurde früher angeblich laut Reklame 100-jährig dank des Konsums von Bier aus der Aachener Brauerei Degraa (nach wie vor nicht wissenschaftlich verifiziert).
ABER was keiner dazusagen wollte: „Oma wurde 110, hatte Degraa nie gesehn.“

Ostviertel, das | Vieles, was man über das Ostviertel hört, etwa dass es so tot sei wie der Ostfriedhof, ist entweder übertrieben oder unwahr. Die Gegend ist vollkommen zu Unrecht als No-Go-Area verschrien. Gut essen kann kann man dort, beispielsweise im Mangal am Kennedypark, dem nachweislich ersten türkischen Restaurant in NRW. Mit besonderer Kneipendichte kann das Ostviertel allerdings tatsächlich nicht aufwarten, sieht man einmal vom oberen Adalbertsteinweg ab. Dort befindet sich die Musikpalette (Hausnummer 232), die hauptsächlich von Anwohnern frequentiert wird. Wer es beim Adalbertsteinwegsaufen (→ siehe Europasaufen, das) bis hierhin schafft, ist richtig gut.

Paier, Klaus | Der Aachener Wandmaler (1945-2009) fertigte in den späten 70ern und frühen 80ern zahlreiche Wandmalereien (zu der Zeit waren Spraydosen noch nicht das Werkzeug der Wahl) im Umkreis der RWTH Aachen und auf besetzten Häusern an. Die Motive entsprangen dem Geist der Zeit: atomare Bedrohung, Kernkraft, aber auch gesellschaftliche Repression und seine eigene Homosexualität thematisierte er in den Arbeiten – letztere auf einer der wenigen noch erhaltenen Wandmalereien im Garten des Café Kittel (→ siehe Milchkaffee, der)

Papst Pest | → siehe Bierfront

Paris | Als das Egmont 1992 eröffnete, war es nicht nur, wie sonst bei Inhaberwechseln üblich, etwas renoviert worden, Tische und Stühle, Bilder und Deko ausgetauscht und ein neues Schild an der Fassade. Nein, ein komplett neu und aufwendig eingerichtetes französisches Café wurde erschaffen. Viele Originaleinrichtungen – ornamentverzierte Bänke, Tische, Spiegel, Leuchter – kamen aus belgischen Beständen. So entstand ein Bistro, das französischer anmutet als Montmartre, Moulin Rouge und Eiffelturm zusammen. Sollte Jean-Pierre Jeunet ein Remake von „Amélie“ planen, das Egmont wäre mehr als naheliegend. Wobei das Café in der Tat schon einmal Filmkulisse war, nicht als Pariser, sondern als Antwerpener Café „Rosenfeldts“ – in einem Schimanski-Tatort aus dem Jahre 2003.

Peppie | Ein Kurzer, serviert im 2-cl-Glas und, wie es scheint, nur im Raum Aachen bekannt. Im Gegensatz zu anderen Schnäpsen, die direkt fertig aus der Flasche ins Glas kommen, wird der Peppie extra „gemixt“. Die Zutaten sind Wodka, Limettensaft und eine kleine Scheibe Zitrone obendrauf, es handelt sich quasi um einen Wodka Lemon im Miniaturformat, stellenweise und je nach Dosierung aber maximal in der Wirkung.

Pippin | Vater Karls des Großen und der Name eines Restaurants in der Hubertusstraße. Lange vor dem Pippin beherbergte das Lokal die Kneipe Le Spectacle. Das Spectacle war nicht sehr groß, aber dafür war alles andere überdimensioniert und ähm, irgendwie spektakulär. Von einer wandfüllenden Roth-Händle-Reklame bis zu einem Riesenmikado, dessen Benutzung die Besucher in regelrechte Freudentaumel versetzte, war alles ein bisschen auffälliger, als man das aus anderen Kneipen kannte (ausgenommen vielleicht das Why not, wo die Gäste auf Klodeckeln saßen). Erdacht und ausgestattet vom Aachener Künstler Karl von Monschau, erfreute sich das Le Spectacle lange Zeit großer Beliebtheit.

Plum, Maria | → siehe Maria hilf

Polnische Rakete, die | Mix aus Wodka, Grenadine und Tabasco, serviert im Hotel Europa (→ siehe Dizzy Gillespie)

Popstadl | Name einer legendären Partyreihe im Aoxomoxoa, mit edel-minimalistischem Posterdesign von Marius Schillak begleitet.

Public Viewing | Fußball-Rudelgucken auf großer Leinwand oder Flachbildschirm (→ siehe Flachbildschirm, der) und in der Regel von ausreichenden Mengen Gerstensaft begleitet. Vornehmlich im Bermudadreieck bei Turnieren zu beobachten.

Quirini, Klaus | Künstlername DJ Heinrich. Erster DJ der Welt. Er moderierte spontan am 19. Oktober 1959, dem Eröffnungsabend des Scotch Clubs am Dahmengraben, die Platten, die er dort auflegte, und erfand damit den Beruf des Diskjockeys. Legendär ist seine allererste Ansage: „Meine Damen und Herren, wir krempeln die Hosenbeine hoch und lassen Wasser in den Saal, denn ein Schiff wird kommen mit Lale Andersen.“ Heute bekannte Zeitgenossen wie Frank Elstner oder Udo Lindenberg wurden damals in den Scotch Club nicht hineingelassen, weil sie keine Krawatte trugen, und Anfang der 60er Jahre durften selbst Damen in Hosen den Scotch Club nicht betreten.

Ritzerfeld, Hartmut | Hartmut „Haki“ Ritzerfeld ist ein stadtbekannter Maler und ehemaliger Schüler von Joseph Beuys. Nicht wenige seiner Werke wechselten an der Theke den Besitzer, denn er pflegte Schnellzeichnungen vor Ort zu verfertigen und gegen kleines Geld oder Getränke zu veräußern. Der ein oder andere kam so zu einer erklecklichen Sammlung von Originalen. Ritzerfeld, der gelegentlich durch seinen Habitus für Irritationen sorgte und von vielen belächelt wurde, ist, wie auf der Webseite galerie.de ziemlich treffend formuliert ist, „ein Grenzgänger zwischen den Welten Kunst und reales Leben“.

Scheuerpulver, das | Vielfach kolportiert wird, dass Charly (→ siehe auch Ansprache, die) (bürgerlich Hans Georg Schumacher) in seinem Leierkasten am Büchel brandneue Schallplatten mit Scheuerpulver behandelt habe, damit sie schön authentisch knisterten. Naheliegender und wahrheitsgetreuer ist, dass auch neue Tonträger von Degenhardt, Wader oder Wecker ganz schnell wieder alt klangen, weil Charly nicht unbedingt zimperlich mit ihnen umging und nach dem soundsovielten Schnaps die Nadel schon mal recht unsanft aufsetzte. Im Übrigen hielt man seinerzeit Plattenhüllen allgemein für überbewertet.

Schicke Päul, der | Der schicke Päul (Paul) war ein Gastronom, dessen Lokal in der Nähe des Fischmarktes lag. Seinen Spitznamen haben ihm seine Kunden verpasst, weil er einen kleinen Spiegel im Gläserregal stehen hatte, in den er stets einen prüfenden Blick warf. Dann korrigierte er hier etwas an seiner Frisur und dort etwas an seiner Garderobe und wandte sich schließlich wieder zufrieden seinen Gästen zu. Die meisten hielten das für pure Eitelkeit. Was nur wenige wussten, war, dass er den Spiegel eigentlich dazu benutzte, die Kundschaft im Auge zu behalten, wenn er ihnen den Rücken zukehren musste.
Im Gegensatz zum schicken Paul war seine Klientel eher von grobem Schrot und Korn, denn hier trafen sich die Pferdehändler, Bierkutscher und Fuhrgeschäftsinhaber, um ihre Transaktionen traditionell per Handschlag zu besiegeln und auf ein gelungenes Geschäft anzustoßen. Noch heute lassen sich hier und da die ehemaligen Standorte dieser Zünfte, die so illustre Namen wie „Luxus Fuhrgeschäft“ trugen, im Stadtbild ausmachen.

Schneewittchen | Name einer heute längst vergessenen Kneipe an der Alexanderstraße. Ihr hervorstechendes Merkmal war eine Toilettenanlage im Keller, die ständig derartig überhitzt war, dass man schließlich schweißgebadet wieder oben ankam. Ob dahinter Kalkül steckte oder schlicht die Heizungsanlage des Aborts im Arsch war, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Verbrieft ist, dass der Name des Lokals „Zur neuen Welt“ – direkt nebenan – keine Reminiszenz an den amerikanischen Kontinent, sondern das kämpferische Motto der Kommunisten war, die sich dort versammelten.

Schweinebingo, das | „Sport, Spiel, Spannung“ war eine TV-Serie, die von 1959 bis 1974 in der ARD ausgestrahlt wurde. Ihre aktuelle Fortsetzung findet sie (jeden zweiten Donnerstag im Monat) beim Schweinebingo in der WG in der Promenadenstraße.

Spanferkelbrötchen, das | Was heute ein Pita Gyros ist, war in den 1980er Jahren das Spanferkelbrötchen. Auch in Aachen gab es in jenen Jahren etliche der horizontalen Drehspieße. Beliebteste Bezugsstelle, da sehr zentral und direkt neben der Diskothek Metropol gelegen und zudem die halbe Nacht lang geöffnet, war der Außer-Haus-Verkauf des Heidekrugs. Ursprünglich am Elisenbrunnen, musste der Heidekrug aufgrund der Neubaupläne einer Bank weichen, durfte aber seine Nachtkonzession mitnehmen. Kurzerhand verfrachtete man das komplette Inventar an den neuen Standort in der Blondelstraße. Der Spanferkelbrötchenverkauf erwies sich als Goldgrube. Da war es egal, dass der Heidekrug selbst nur mäßig besucht war. Unvergessen bleibt die Visage des Spanferkelbrötchenverkäufers, der vermutlich vorher einen gemütlichen Kellnerjob schob und nun allabendlich der reichlich angeheiterten Laufkundschaft missmutig porcum frixum in eine Serviette warf.

St. Patricks Day | Andere Städte mögen mehr davon haben, aber auch in Aachen findet man drei mehr oder weniger waschechte Irish Pubs. Neben dem Wild Rover am Hirschgraben gibt es noch den Rethel-Pub in der Rethelstraße sowie das Guinness House an der Neupforte. Nicht nur in letzterem kann man sich am wohl bekanntesten irischen Bier mit der Harfe im Logo laben und sich durch diverse Whiskeysorten trinken.

Thekenschlampe, die | Gibt es, wie überall, auch in Aachen. Während sich jedoch das „Berufsbild“ der Thekenschlampe andernorts gewandelt hat und inzwischen Fremdsprachenkenntnisse und Ganzkörpertätowierung vorausgesetzt werden (o tempora, o mores), wird man in Aachen als willfähriges Opfer hier und da noch im Jargon von vor 30 Jahren zur Sau gemacht, braucht also diesbezüglich nicht in Erinnerungen zu schwelgen.

Tischtelefon, das | In der Bastei Ecke Krefelder Straße/Ludwigsallee war in den 60er Jahren eines der schillerndsten Lokale der Stadt beheimatet. In dem Gebäude gab es bereits im frühen 20. Jahrhundert eine Gaststätte, aber die goldene Zeit begann erst einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg als Tanzlokal mit ambivalentem, leicht anrüchigem, aber durchaus mondänem Charme. Striptease, Animierdamen und ein Herrengedeck (ein kleines Pils und ein Schnaps) zur Begrüßung seien hier als Stichworte genannt. Dazu ein Tischtelefon, mit dem man zu Nachbarinnen und Nachbarn dezent Kontakt knüpfen konnte, quasi eine frühe Tinder-App in Hardware-Ausführung. Lange nachdem die Bastei geschlossen wurde und die Ära der halbseidenen Nachtlokale rund um die Achse Heinrichsallee, Kaiserplatz und Monheimsallee endete, zog 1995 das Theater K. ein. Knapp 20 Jahre später war auch diese Ära 2014 wieder Geschichte.

U-Boot, das | Mit Wodka gefülltes Schnapsglas, das in einem Bier versenkt wird. Wird der Legende nach weiterhin in diversen Aachener Lokalitäten serviert und ist nach Ansicht vieler ein klarer Fall von Alkoholmissbrauch.

Ulla the Swede | Titel eines Pornofilms, der zusammen mit 13 weiteren Asservaten von der Staatsanwaltschaft in der Bar Barbarina (dem späteren Club Voltaire) sichergestellt wurde. Während der Razzia wurde auch Ulla Schmidt (die spätere Gesundheitsministerin) in Gewahrsam genommen, die als Thekenkraft in dem Etablissement aushalf, das seinerzeit von ihrer Schwester Doris Zöller geführt wurde.

van Gogh, Vincent | Holländischer Maler, der mit Absinth nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht hat. Das traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel und Kräutern hergestellte Getränk ist mit dem Attribut hochprozentig noch recht unzureichend beschrieben. Während bei anderen Spirituosen und Whiskeys in der Regel bei 40 % Alkohol Schluss ist (ja, es gibt Ausnahmen), geht’s beim Absinth rauf bis 80 %. Nicht nur deswegen, sondern auch wegen seines Gehalts an Thujon, einem Nervengift, das in hoher Dosierung Schwindel und Halluzinationen hervorrufen kann, war der Absinth lange Zeit in einer Reihe europäischer Staaten und den USA verboten. Erst Ende der 90er wurde er wieder zugelassen und erlebt seitdem sein Comeback an vielen Theken, in Aachen vor allem bei der Grotesque Absinth-Bar an der Rennbahn.

van Kann, Leonard (* 1844 in Aachen, † 5. Januar 1916) | In der Liste der Töchter und Söhne der Stadt findet sich so ziemlich alles vom Herrenreiter (Henry Suermondt) bis zur Philanthropin (Maria Isabella d’Harskamp). Ein Mongoleiforscher ist darunter (Hermann Consten), ein Bürgermeister von San Francisco (Adolph Sutro), der Spekulant Gerhard Rehm und Julius Erasmus, den man den Totengräber von Vossenack nannte. Auch zwei Skatweltmeister sind aufgeführt, aber kein einziger Braumeister. Außerdem fehlt es an Trinkern von nationalem, geschweige denn internationalem Format. Lediglich Leonard van Kann, dem Aachener als Lennet Kann bekannt, scheint vielversprechend, stellt sich aber ebenfalls als Rohrkrepierer heraus. Zwar wird er in bierseligen Kreisen und im Karneval schon seit Generationen verklärt, war aber im wahren Leben weder eine Stimmungskanone noch ein ausgewiesener Schluckspecht, sondern ein einfacher Mensch aus ärmsten Verhältnissen, dessen schlichtes Gemüt und körperliche Gebrechen ihm den Ruf eines bemitleidenswerten Trottels einbrachten. Lennet Kann hielt sich gerne in der Nähe von Festivitäten oder auch Begräbnissen auf, wo er sich zusammenschnorrte, was er zum Leben brauchte. Er erfror in einer kalten Januarnacht im Jahre 1916. Seit Ende 2010 gibt es ein obergärig gebrautes Aachener Bier, das den Namen Lennet Kann trägt.

Vezzeng Memme | Der wirkliche Name des Lokals ist vermutlich niemandem mehr bekannt, aber da der Aachener sowieso dazu neigt, den Dingen eigene Namen zu geben, klingelt es bei dem ein oder anderen noch, wenn er Vezzeng Memme (vierzehn Brüste) hört. Passenderweise befand sich das Etablissement nahe Henger Herrjotts Fott. Auch so eine schöne Umschreibung für den Platz mit der Jesusstatue zwischen Wirichsbongardstraße und Schildstraße. Dort, wo sich heute ein Parkhaus befindet, stand ehemals eine Knopffabrik. Deren Belegschaft wie auch das Personal des nahe gelegenen Theaters und die Beschäftigten der Zeitungsverlage in der Theaterstraße frequentierten das Vezzeng Memme und gaben ihm seinen Spitznamen. Die Ableitung ist ganz einfach. Das Lokal wurde ausschließlich von Frauen geführt. Und zwar von einer Großmutter, deren Tochter und ihren fünf Töchtern.

VIP | Very important person. Wenn man im Hinblick auf die Verbindung bekannter Persönlichkeiten zur Aachener Kneipenszene recherchiert, sieht es eher dünn aus, sieht man einmal von Albrecht Dürer ab, der Aachen im Jahre 1520 für drei Wochen einen Besuch abstattete. Die später nach ihm benannte Albrecht-Dürer-Stube blickte auf eine über fünfhundertjährige Geschichte als Kneipe zurück und wurde kürzlich geschlossen. Wer macht denn sowas? Der Profiboxer Mario Guedes war vorübergehend Türsteher im Hollywood am Büchel, Lonny Kellner, die spätere Frau von Peter Frankenfeld, soll ein Tanzlokal hier geführt haben und Ulla Schmidt geriet ins Visier der Staatsanwaltschaft, als sie in der Bar Barbarina (→ siehe Ulla the Swede) aushalf. Aber es hilft nix, die Promis dieser Welt adelten die Aachener Theken eher sporadisch. Immerhin wohnte das Schlagerduo Adam & Eve längere Zeit lang in der Friedrichstraße (gegenüber dem heutigen LolaParoli) und wurde hin und wieder in den Kneipen um den Steffensplatz gesichtet. Wir beantragen hiermit die Benennung des noch namenlosen Platzes zwischen Lothringerstraße und Friedrichstraße in Adam-and-Eve-Platz. Eine etwas ins Vergessen geratene Ausnahme in Sachen Aachener Berühmtheiten ist der Autorennfahrer Willibert (Willi) Kauhsen, und der hatte tatsächlich ganz unmittelbar mit der Gastronomie in der Stadt zu tun (→ siehe Formel 1).

Wacholder, der | Hauptbestandteil von Gin, der nach einer eher zweifelhaften Karriere Ende des 18. Jahrhunderts in Großbritannien als billiger Fusel zum Getränk der Armen wurde. Später avancierte der Gin eher zum Drink der Upper Class und erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance als veritables Trendgetränk. Jede Bar, die etwas auf sich hält, führt diverse erlesene Sorten der hochprozentigen Spirituose auf der Getränkekarte. Außer in der Dry Liquid Supper Bar gibt es noch unter anderem in der Hildegart oder der Grotesque Absinth-Bar eine erkleckliche Auswahl.

WC, das | Location innerhalb von Gastronomieräumen, die entweder zum Bierwegbringen genutzt wird oder zum Erstellen von NSFW-Prosa oder Graffiti-Tags mittels Edding auf den Wänden. In Aachen und anderswo integraler Bestandteil der Kneipenkultur.

Wigger | Direkt neben der damaligen Redaktion der NRZ (Neue Ruhr Zeitung) flogen die Fäuste. Am Kaiserplatz befand sich das Lokal Wigger. Ab 6:00 Uhr in der Frühe konnte man hier einkehren und ein Zeit lang gehörten rassistisch motivierte Schlägereien zum festen Ritual. Eine spätere Betreiberin führte auch den Domkeller und hofierte dort eine Publikum jenseits der Verrentung, bis er unter neuen Pächtern zu dem wurde, als das man ihn noch heute kennt und liebt.

Wirichsbongardstraße | Sie ist heute eher unspektakulär, ebenso wie die angrenzende Schildstraße. In den 1970er Jahren jedoch war die Gegend ein Mekka für Kneipengänger. Nicht nur zur Freude der Anwohner, denn die Kneipen verdrängten mit Macht den ansässigen Einzelhandel. Sie hießen Kreuzwasser, Die goldene Zwölf, Blockhütte, Löwenbräu, Parc Fermé, // Why not, La Boutique oder Weißer Bär. Manche wechselten im Lauf der Zeit den Namen. So wurde aus der Datscha später das Café Kreta und aus dem PPP (Prima preußische Plüschpinte) irgendwann das Bimmelbähnchen).
Untrennbar verbunden mit der Gegend ist der Name Kyros Spyropoulos, der Betreiber des Akropolis an der Schildstraße Ecke Harscampstraße. Dort verkehrten nicht nur die Leute vom Theater, sondern auch die Redakteure der nahen Zeitungsverlage, weshalb man dort abends oft schon erfuhr, was am nächsten Tag in der Zeitung stand. Spyropoulos war der erste der vielen Griechen die in der Folge das Bild der Aachener Kneipen- und Restaurantszene über Jahrzehnte prägen sollten.

WLAN, das | Nachdem das Smartphone integraler Bestandteil sämtlicher Lebensbereiche und damit auch des Kneipenlebens geworden ist, ist nicht weiter verwunderlich, dass dem Akku-Ladestand oder dem WLAN-Empfang heute eine existentielle Bedeutung zukommt. Letzteres wird vor allem durch Freifunk gewährleistet, einer Initiative zum Aufbau kostenloser Funknetzwerke. Für Gastronomen durchaus attraktiv ist so das Netz der Gratiszugänge in kurzer Zeit rasant angestiegen. Und wenn Aachen schon nicht mehr mit der höchsten Kneipendichte wie in den 80ern aufwarten kann – mit über 400 Routern im Stadtgebiet ist die Stadt zumindest Anwärterin auf den Titel „höchste WLAN-Dichte in Kneipen“.

Xiangqi | Chinesisches Schach. Außerhalb Chinas wurde Xiangqi durch den Aachener Schachspieler und Autor Vladimir Budde bekannt gemacht, der ein Buch darüber verfasste. Das für uns exotische Spiel steht auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Volksrepublik China. Budde hingegen, 1952 in Wuppertal geboren und am 8. August 2011 in Aachen gestorben, steht auf der imaginären Liste unvergessener Aachener Persönlichkeiten. Zu Lebzeiten war er ein regelmäßiger Besucher des Café Einstein.

Yoda Ferdian Dachlan | Hat einen Bachelor in Elektrotechnik und Energietechnik an der RWTH Aachen gemacht und trinkt wahrscheinlich auch ab und zu gerne mal ein Bier.

Zounds | Das Metropol in der Blondelstraße 9 wurde 1983 unter dem Namen Zounds von Klaus Ulrich eröffnet. Ab 1993/94 hieß es B9 und firmiert heute als NOX. In den Anfangsjahren verfügte es über eine Bühne und internationale Indie-Acts gaben sich die Klinke in die Hand. Der Verfasser, damals gerade erst in Aachen angekommen, hat leider die meisten davon verpasst, blickt aber mit Wehmut auf einen Abend mit Kevin Ayers und Willy DeVille zurück. Internet sei Dank lässt sich sogar noch das exakte Datum eruieren. 1988-03-13, Metropol, Aachen, Germany.

Zapfenstreich, der | Anderes Wort für Sperrstunde. Verlagert sich kurioserweise in vielen Läden Aachens eher immer weiter nach vorne, obwohl die gesetzliche Sperrstunde schon länger aufgehoben wurde. Auch aus dem Mund vieler Kellner bekannt als sogenannter Feierabend. Letzte Runde, Prost!

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