Kolumne: Alles roger, over and out.


Nana nanana nanana na nanana
Nana nanana nanana na nanana, Nana nanana nanana na nanana, Nana nanana na na

Die Schlagerfans haben es sicher direkt erkannt, bei den Zeilen handelt sich um den Anfang von Roger Whittakers Lied „Abschied ist ein scharfes Schwert“. Es ist schon etwas seltsam, dass mir bei dem Thema Abschied oftmals ausgerechnet dieser Song in den Sinn kommt. Immerhin gibt es genug Alternativen. „Time To Say Goodbye“ von Andrea Bocelli oder „My Heart Will Go On“ von Celine Dion z. B. Aber ihr merkt es sicher gerade schon selbst; eigentlich will man die Teile gar nicht hören. Nicht weil man sie unbedingt mit Trauer verbindet, sondern weil sie einem schon ziemlich auf den Sack gehen können. Bei Bocelli denke ich eh nur an den Abschied von Henry Maske. Der letzte Kampf des sogenannten Gentleman-Boxers war so müde wie alle seine Kämpfe. RTL hatte ja schon immer ein gutes Händchen darin, einem den größten Quark als Spektakel zu verkaufen. Axel Schulz war auch so eine schaukelnde Leberpastete, bei der ich vereinzelt dachte: Ich könnte mir jetzt auch anschauen, wie mein Ledersofa Risse bekommt.
Welches Lied hat der eigentlich zum Abschied bekommen? Das Lied mit der Wurst von Stephan Remmler? Doch zurück zu Whittaker, von dem meine Ex-Frau als Kind mal ein Küsschen bekommen hat; Also, sie war das Kind …
Meine Mutter hat den ollen Briten gerne gehört, der übrigens gebürtiger Kenianer war. Dieses Wissen öffnet kurioserweise den Kreis, den ich nach einem kleinen Gedankensprung auch gerne wieder schließen möchte. So habe ich eben aus dem Netz erfahren, dass bei Beerdigungen in Afrika darauf geachtet wird, dass der Leichnam richtig angezogen ist, da er sonst als Verrückter wiedergeboren würde. Als ich das gelesen habe, ist mir fast meine Unterhose vom Kopf gerutscht.
Dennoch eine vernünftige Einstellung. Und ich überlege auch, das testamentarisch festsetzen zu lassen, um mir bei meiner Wiedergeburt unnötige Therapeutenbesuche zu ersparen.
So, Kreis geschlossen.
Was bleibt, ist das oft besungene Thema Abschied. Wer mag das schon? Denn hauptsächlich muss man sich dabei von Menschen oder Dingen trennen, die man über die Jahre liebgewonnen hat. Der Mensch ist halt ein Gewöhnungstier. Der Unterschied zwischen Tier und Mensch liegt auch darin, dass das Tier kein Gewöhnungsmensch ist. Aber bekanntlich ist Trauer bei Tieren ebenfalls kein unbekanntes Gefühl. Ich kombiniere jetzt einfach mal Trauer mit Abschied, denn ein fröhlicher Abschied fällt mir spontan nicht ein.

Selbst in dem Lied „Gute Nacht, Freunde“ von Reinhard Mey liegt eine Schwere, auch wenn die Aussicht auf ein Wiedersehen nicht ausgeschlossen wird.
Die Zigarette und das letzte Glas im Stehen werden doch immer gerne zitiert kurz vor dem Tschüss sagen. Erst letztens noch beim Glasbläser auf Burg Satzvey.
Wäre das Lied von Schwarzenegger, müssten wir uns mit einem „Iʼll be back“ begnügen,
„a catchphrase“, wie es mir gerade informativ über den Weg lief, nicht zu verwechseln mit dem Begriff „Kitschfrisur“, unter dem man beim Googeln witzige Bilder findet.

Aber ich verfranse mich gerade.
Liegt aber auch daran, dass ich mich mit Abschieden immer schwertue. Ich bin eine Heulsuse. Wirklich. Und wenn ich jetzt daran denke, dass dies meine letzten Zeilen für die MOVIE sind, spüre ich einen leichten Schmerz, fast wie Liebeskummer. Schon als Jungspund gelesen, jetzt nur noch einen Steinwurf von der 50 entfernt, verabschiedet sich nun ein treuer Wegbegleiter, ein Heftchen, das auch immer ein Verbindungskabel zwischen Kultur und Mensch war.
Danke, Chefin. Danke, Komplizen. The End Is The Beginning Is The End. Was auch immer die Smashing Pumpkins mir damit sagen wollten …

PS: „Abschied ist ein schweres Schaf“ finde ich allerdings auch süß.

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