Der Aachener Illustrator Christoph Mueller baut seit rund anderthalb Dekaden unermüdlich an seinem sehr eigenen, äußerst faszinierenden zeichnerischen Universum. In dezidiert analogem Stil, mit scharfer Beobachtungsgabe und Sinn für absurden Humor entwirft er Bücher und Comicbände, Poster und Plattencover und arbeitet für verschiedene renommierte Magazine. Das Ludwig Forum zeigt nun in einer Ausstellung Ausschnitte aus seinem vielseitigen Werk.

Die Serie „The Mighty Millborough“ ist ein recht guter Start in Muellers Œuvre: In diesen in klassischer Comicstrip-Manier gehaltenen Episoden lässt er den Protagonisten als Alter Ego, sich in permanenter Selbstreflexion ergießend, durch die Welt stolpern und an ihr verzweifeln. Szenisch angesetzt in den Vereinigten Staaten des frühen 20. Jahrhunderts ist er so etwas wie die Verkörperung der Suche nach dem American Dream – innere Psychologie-Sessions inklusive. Neben der kontemplativen Selbstreflexion lassen die Strips auch eine gute Portion Bewunderung seines Schöpfers für technologische, kulturelle und literarische Ikonen von God’s own Country durchscheinen, wie überhaupt das Selbstverständnis und damit einhergehende neurotische Bewusstseinszustände der USA eine Konstante in seiner Arbeit sind. Ganz im Stil seines Vorbilds und einer Galionsfigur des schrägen Humors der 70er und 80er Jahre, Robert Crumb. Dieser wiederum hat nur Gutes über seinen „Schüler“ zu berichten: „An obsessive-compulsive after my own heart.“
Muellers Illustrationsstil ist äußerst präzise und detailverliebt: Exakt gesetzte schwarze Tusche-Linien, fein säuberlich schraffierte Schattenflächen, koloriert in erdigen, gebrochenen Tönen oder klassisch schwarz-weiß. In seinem Kosmos ist Raum für sehr viele unterschiedliche Welten – obskure, psychedelische Trips, Film-noir-geschwängerte Szenerien, erdige Blues-Referenzen und expressive Retro-Porträts.

Unlängst stieg Mueller in den Olymp der Illustratoren auf – durch ein Cover für das legendäre Magazin The New Yorker. Ein ebenso simples wie effizientes Motiv, das Brooklyn im Stillstand der Pandemie zeigt und eins der zentralen Exponate der Ausstellung sein wird. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die sechs schwarz-weißen Illustrationen, die Mueller als Auftragsarbeit für die De-luxe-Box „Confessin’ the Blues“ beigesteuert hat. Herausgegeben wurde die Blues-Anthologie übrigens von *tusch* den Rolling Stones.

Und an dieser Stelle – und zu diesem Zeitpunkt – soll es auch erwähnt werden: Auch die MOVIE war schon in der privilegierten Situation, ein Titelbild von Christoph Mueller illustriert zu bekommen. Das ist nun freilich schon einige Jahre her, zu jener Zeit, als das Heft in der MOVIEBETA-Phase war und unter der Verantwortung von Gabor. Wir können also an dieser Stelle mit einigem Stolz sagen, dass dieses Magazin mit dem New Yorker einen Coverillustrator teilt beziehungsweise geteilt hat. Dass die Qualität seines Werkes nun in einer kleinen Werkschau auch museal rezipiert werden kann, ist nicht nur folgerichtig und hochverdient, sondern eigentlich längst überfällig.

Christoph Mueller: Matters of Mind
Ludwig Forum für Internationale Kunst
27.08.-15.11.2020
ludwigforum.de

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