Fridays for Future Aachen, Aachen Unverpackt, Das Wandelwerk, Recht auf Stadt, Bürgerinitiative Luisenhöfe, Aachen Containert – die Universitätsstadt 
Aachen und die StädteRegion verfügen über eine überdurchschnittliche Dichte an NGOs, die sich für ein nachhaltiges Leben engagieren. Eine Studie soll sich 18 Monate lang damit befassen, die Ziele der rund 180 Vereine, Verbände und Initiativen zu ermitteln und eine Vernetzung zu ermöglichen. Damit soll Sichtbarkeit erzeugt werden. „Raus aus der Subkultur – rein in die Gesellschaft“ ist das Motto.

Die studierte Ökonomin Madeleine Genzsch (Foto: 2. v. r.) ist eine umtriebige Person. Am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen arbeitet sie gerade an ihrem Doktortitel, zudem leitet sie im an die RWTH angegliederten Verein Regionale Resilienz Aachen e. V. den Arbeitskreis „Sustainable Behavior“. Als anerkannte China-Expertin hält sie bundesweit Vorträge über die Nachhaltigkeitsstrategien der chinesischen Regierung.
Ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getreten ist sie durch die Gründung der Nachhaltigkeitsinitiative „Das Wandelwerk“, das eine Gesellschaft anstrebt, in der der Mensch sich auf neue/alte Werte besinnt und im Einklang mit sich und seiner Umwelt lebt. Regelmäßig veranstaltet sie Treffen und lädt auch andere Initiativen ein, sich vorzustellen und ihre Ideen zu präsentieren.

Dabei beobachtet sie schon lange gemeinsam mit ihren Kollegen Dr. Raphaela Kell (Foto: 3. v. l.) und Ralf Welter (Foto: rechts) vom Verein Regionale Resilienz Aachen e. V. interessiert die Szene der anderen NGOs. Bei aller Freude über die Vielfalt hat die Gruppe eins festgestellt: Die Initiativen stehen sich manchmal gegenseitig im Weg, veranstalten Termine zu ähnlichen Themen am gleichen Tag und nehmen sich damit interessierte Besucher weg. Oder sie arbeiten an ähnlichen Themen, ohne voneinander zu wissen, ihre Energien zu bündeln und eine größere Öffentlichkeit zu schaffen.
Bereits vor einem Jahr wurde gemeinsam mit dem Eine Welt Forum e. V., wo einige Initiativen ansässig sind, die Idee gesponnen, daran etwas zu ändern und in einer großangelegten Studie die Entwicklung der NGOs, ihre Ziele und Bedürfnisse zu erfassen.
Gelder wurden beantragt und schließlich von der Stiftung für Umwelt und Entwicklung NRW genehmigt. 100.000 Euro stehen für das auf 18 Monate angesetzte Projekt zur Verfügung, dessen Projektleiterin Genzsch ist.
Im Mai ist das Projekt gestartet. Im Team mit Praktikantin Marie Habermann (links im Bild) und Praktikant Johannes Hallen 
(2. v. l.) ermittelte sie zunächst die 180 Initiativen – wobei die Gruppe betont, dass derzeit fast täglich neue Initiativen entstehen. Ein Fragebogen wurde entwickelt und getestet – dieser soll im nächsten Step an die Vereine und Initiativen verschickt werden. Schließlich sind noch Interviews mit allen Initiativen geplant.
Raphaela Kell wünscht sich, dass in Zukunft weniger Energie der Ehrenamtler in den NGOs vergeudet werden muss für Dinge, die andere schon erarbeitet habe. Man könne voneinander profitieren und sich sinnvoll ergänzen. Am Ende des Projektes sieht sie eine Landkarte, in der alle NGOs verzeichnet sind, um Synergien knüpfen zu können. Dies soll jedoch nicht alles sein. Man erhoffe sich auch Erkenntnisse darüber, warum Gruppen nach einem motivierten Start aufgeben und sich wieder auflösen. Zwar werde derzeit an vielen Stellen bürgerschaftliches Engagement gefordert, doch wie erfolgreich kann dieses sein? Scheitert es an einigen Stellen dann nicht doch an der Verwaltung, die das Engagement zwar begrüßt, dann aber nicht umsetzen und einbinden kann? Alles Fragen, die in den nächsten Monaten geklärt werden sollen. Und natürlich sind die Ergebnisse der Studie dann nicht nur für Aachen relevant, sondern sollen auch von anderen Gemeinden eingesehen werden können, denn was für Aachen gilt, wird auch für andere Städte Gültigkeit haben.

Benefit für die Öffentlichkeit: Mut machen

Und welchen Benefit wird das ganze Projekt für die Öffentlichkeit haben? Auch darauf hat Madeleine Genzsch Antworten. „Viele Menschen fühlen sich heute ausgeliefert und hilflos angesichts der vielen schlechten Nachrichten“, übermittelt sie aus ihren Beobachtungen. Dabei gebe es viele Initiativen, die gegenwirken und denen man sich anschließen könne. Diese gelte es sichtbar zu machen und zu zeigen, „es gibt viele Menschen, die ticken wie ich. Es liegt in unserer Hand, etwas zu bewegen“.
Bei einer Abschlussveranstaltung sollen schließlich alle NGOs eingeladen werden, angedacht sind auch Workshops zu besonders brennenden Fragen wie Steuern, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit oder Social Media. Nach 18 Monaten soll kein Stillstand eintreten, im Gegenteil, die Synergien die entstehen, sollen dann richtig Fahrt aufnehmen.
Infos: we-at-aachen.de

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